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Vladimir Karlovič Lindemann

LINDEMAN, Vladimir Karlovič

 

ЛИНДЕМАН, Владимир Карлович

Namensvariationen: LINDEMANN, Volodymyr Karlovyč, W., Władimir Karłowicz

 

* 30.7./11.8.1868, Petrovsko-Razumovskoe nahe Moskau

† 18.4.1933, Warschau

Bakteriologe, Pathologe, Immunologe

 

V

Karl Ėduardovič (Berngard Karl Rejngol’d) (1843/44-1929), Zoologe, Entomologe

M

Maria, geb. Gerasimova († 1907)

E

Varvara (Barbara) Vladimirovna, geb. Fürstin Čegodaeva, geschied. Lindeman, 2. verh. Obrazcova

 

A

1888

Abschluss des 5. Gymnasiums in Moskau

 

1888-1893

Studium an der Medizinischen Fakultät an der Universität Moskau, „Arztdiplom mit Auszeichnung“

 

1893-1896

Assistent im Laboratorium für Allgemeine Pathologie und ab

 

1895

Fortbildung am Lehrstuhl für Allgemeine Pathologie der Universität Moskau bei Aleksandr Bogdanovič Focht (1848-1930)[1]

 

1896

Dr. med. an der Universität Moskau

 

B

1897    

Privatdozent am Lehrstuhl für Allgemeine Pathologie der Universität Moskau

 

1898-1900

Studienaufenthalte in Deutschland, Italien und Frankreich:

- an der Universität Königsberg im Zoologischen Laboratorium bei Max Braun (1850-1930) und im Pharmakologischen Laboratorium bei Max Jaffé

- an der Universität Freiburg i. Br. bei Ernst Albrecht Ziegler

- an der Universität Straßburg im Laboratorium für Experimentelle Pharmakologie bei Oswald Schmiedeberg

- an der Universität München im Physiologischen Institut bei Carl von Voit

- an der Universität Berlin im Chemischen Labor des Pathologischen Instituts bei Ernst Leopold Salkowski und in der Pathologisch-Anatomischen Anstalt des städtischen Krankenhauses Moabit in Berlin

- an der Zoologischen Station in Neapel bei Anton Felix Dohrn (1840-1909)

- am Institut Pasteur in Paris bei Il’ja Il’jič Mečnikov

 

1901-1922

ao. Professor (ab 1905 o. Professor) und Lehrstuhlleiter für Allgemeine Pathologie an der Universität Kiev,

zeitweise Vorlesungen in Embryologie, Zoologie und Leiter des Histologischen Laboratoriums

 

ab 1902

Leiter der Abteilung für Experimentelle Medizin am Bakteriologischen Institut in Kiev und

 

1910-1922

zugleich Lehrstuhlleiter für Pathologische Anatomie an der Universität Kiev

zeitweise Dozent an den Höheren Medizinischen Frauenkursen in Kiev und Konsultant an der Kiever Kyrillischen Wohltätigkeitsanstalt

 

1920    

Einladung von den polnischen Behörden in Warschau zur Organisation eines Instituts für Militär-Schutz

 

1922

Emigration nach Polen

 

1922-1930

Labor-Leiter am Institut für Chemische Forschung in Warschau

 

1925

Polnischer Staatsbürger

 

1924-1930

Professor an der Veterinär-Schule, ab 1927 umgewandelt in Fakultät für Veterinärmedizin, an der Universität Warschau

 

1926-1930

Leiter des Lehrstuhls für Allgemeine Pathologie an der Universität Warschau

 

1931

Professor am Lehrstuhl für Allgemeine Pathologie an der Jagiellonen-Universität Krakau

 

Andere Ämter und Funktionen:

 

 

Im I. Weltkrieg Leiter der Russländischen Kommission gegen Kampfgase

Aktives Mitglied des Kiever „Klubs russischer Nationalisten“

 

1911

Kommission zur Erarbeitung und Konsolidierung der sanitäts-statistischen Untersuchungen (Vorsitzender)

 

Ehrungen und Auszeichnungen:

 

 

„Kollegienrat“

1916 „Wirklicher Russischer Staatsrat”

Festschrift (zum 10-jährigen Professoren-Jubiläum): Sbornik trudov v čest’ desjatiletija professorskoj dejatel’nosti Vladimira Karloviča Lindemana 1901-1911 g.g. ot učenikov i sotrudnikov. Kiev 1912, 377 S.

 

WL

Einer der Begründer der allgemeinen biologischen Richtung in der Pathologie

Gründung der experimentell-medizinischen Abteilung im Bakteriologischen Institut in Kiev und Einführung der Serenproduktion und der organo-therapeutischen Präparate

Mitorganisator der Kiever Höheren Medizinischen Frauenkurse und des Zoologischen Museums

Forschungsthemen: Autor von Veröffentlichungen in deutscher, russischer und polnischer Sprache zur Pathologie der Schilddrüse, des Blutkreislaufs und Stoffwechsels, zur Pathophysiologie der Nieren und der Harnwege, zu Fragen der Vererbung, zur Toxikologie, zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten u.a. Polnische Publikationen, insb. zum Thema chemische Kampfstoffe, siehe Wikipedia

 

(SL)

Weltweit erste experimentelle Reproduktion der Glomerulonephritis mittels eines zytotoxischen Serums

 

W[2]

Deutschsprachige Publikationen:

Zur Frage über die Innervation der Schilddrüse. (Vorläufige Mittheilung). Von W. L. Lindemann in Moskau. Centralblatt für allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie 2 (1891), 321-322.

Ueber die antitoxische Wirkung der Schilddrüse. Von W. Lindemann. (Aus dem Laboratorium für allgemeine Pathologie an der Universitätsklinik in Moskau). Ibid., 551.

Ueber Veränderungen der Vascularisation der Niere bei Harnleiterunterbindung. Von Dr. W. Lindemann. Centralblatt für allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie 6 (1895), 184-188.

Bemerkung zur Jodschwefelsäurereaction der Amyloidsunstanz in der Leber. (Vorläufige Mittheilung). Von Dr. W. L. Lindemann. Ibid., 385-388.

Divertikel am Ureter bei Atresie des letzteren. Von Dr. W. Lindemann. (Institut f. d. Allg. Path. der Universität Moskau). Ibid., 801-802.

Ueber Veränderungen der Nieren infolge der Ureterunterbindung. Von Dr. W. Lindemann, Assistent am Institut für die allgemeine Pathologie an der Universität Moskau. Zeitschrift für klinische Medizin 34 (1897), 299-321.

Beitrag zur Hämosiderinreaktion der Leber. Von Dr. W. Lindemann. Centralblatt für allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie 8 (1897) 465-467.

Ueber die Löslichkeitsverhältnisse des Paracaseins im künstlichen Magensafte. (Aus dem chemischen Laboratorium des Pathologischen Instituts zu Berlin). Von Dr. med. W. Lindemann. Archiv für Pathologische Anatomie und Physiologie und für Klinische Medicin 149 (1897), 51-65.[3]

Ueber das Verhalten der Schilddrüse beim Icterus. (Aus der Pathologisch-anatomischen Anstalt des städtischen Krankenhauses Moabit zu Berlin). Von Dr. med. W. Lindemann. Ibid., 202-216.

Zur Toxikologie der organischen Phosphorverbindungen. Aus dem pharmakologischen Laboratorium der Universität Königsberg i. P. Von Dr. W. Lindemann, Assistent des Inst. f. allgemeine Pathologie und Privatdocent an der kaiserl. Universität Moskau. Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie 41 (1898), 191-217.[4]

Ueber pathologische Fettbildung. Aus dem pathologischen Institut der Universität Freiburg i. B. Von Dr. med. W. Lindemann, Privatdocent der allgemeinen Pathologie und Assistent des Instituts für allgemeine Pathologie an der Universität Moskau. Beiträge zur pathologischen Anatomie und allgemeinen Pathologie 25(1898), 392-430.[5]

Ueber die Secretionserscheinungen der Giftdrüse der Kreuzotter. Von W. Lindemann, Privatdocent der allgemeinen Pathologie und Assistent des Instituts für allgemeine Pathologie an der Universität Moskau. Archiv für Mikroskopische Anatomie 53 (1898), 313-321.[6]

Ueber die Veränderungen des Gesammtstoffwechsels bei Vergiftung mit Pulegon. (Aus dem physiologischen Institute zu München). Von Dr. W. Lindemann, Privatdocent und Assistent des Institutes für allgemeine Pathologie an der kaiserlichen Universität Moskau. Zeitschrift für Biologie 21=39 (1900), 1-17.[7]

Ueber einige Eigenschaften der Holothurienhaut. (Aus dem physiologischen Laboratorium der zoologischen Station zu Neapel). Von Dr. med. W. Lindemann, Privatdocent und Assistent. Zeitschrift für Biologie 21=39 (1900), 18-36.

Ueber die Wirkungen des Oleum Pulegii. Aus dem Laboratorium für experimentelle Pharmakologie zu Strassburg. Von Dr. W. Lindemann, Privatdocent und Assistent. Archiv für Experimentelle Pathologie und Pharmakologie 42 (1899), 356-374.[8]

Ueber die Wirkung des Phosphors und des Pulegons auf die Cephalopoden. Von Dr. W. Lindemann. Beiträge zur pathologischen Anatomie und allgemeinen Pathologie 27 (1900), 484-490.

Ueber die Resorption in der Niere. Von Prof. Dr. W. Lindemann, Kiew. Beiträge zur pathologischen Anatomie und allgemeinen Pathologie 37 (1904/5), 1-27.

Beiträge zur Theorie der Harnabsonderung. Von Prof. Dr. W. Lindemann, Kiew. Archiv für Experimentelle Pathologie und Pharmakologie 59 (1908), 198-208.

Über die Folgen der Etonephropexie. Ein Beitrag zur Pathogenese der Kältenephritis. Von W. Lindemann, Kiew. Archiv für Experimentelle Pathologie und Pharmakologie, Supplementband 1908, 349-354.

Zur Lehre von den Funktionen der Niere. Ergebnisse der Physiologie, biologischen Chemie und experimentellen Pharmakologie 14 (1914), 618-656.

Russischsprachige Publikationen:

Po voprosu o funkcii ščitovidnoj železy [Zur Frage der Funktion der Schilddrüse]. [Moskva] 1892, 8 S.

O rvote beremennych [Über das Schwangerschaftserbrechen]. Moskva 1893/4, 162 S.

Izmenenija vaskuljarizacii počki pri gidronefroze [Veränderungen der Nierendurchblutung bei Hydronephrose]. [Moskva] 1895, 12 S.

O vlijanii perevjazki močetočnikov na stroenie i funkcii počki [Über den Einfluss der Harnleiterunterbindung auf den Bau und die Funktion der Niere]. Diss. Мoskva 1896, 192 S.

Ėtiologija maljarii [Ätiologie der Malaria]. Kiev 1903, 16 S.

Nasledstvennost’ i izmenčivost’, kak pričina boleznej [Vererbung und Veränderlichkeit als Ursache von Krankheiten]. Kiev 1907, 186 S.

Učebnik obščej patologii. T. 1: Vvedenie v predmet; Obščaja nozologija; Obščaja ėtiologija [Lehrbuch für Allgemeine Pathologie. Bd. 1: Einführung in das Thema; Allgemeine Krankheitslehre; Allgemeine Ätiologie]; T. 2: Obščij patogenez [Allgemeine Pathogenese]. Kiev 1910-1911.

Členistonogie kak rasprostraniteli zaraznych boleznej [Arthropoden als Erreger von Infektionskrankheiten]. Kiev 1911, 71 S.

Kratkij kurs medicinskoj zoologii [Kurzanleitung der medizinischen Zoologie]. Kiev 1912, 316 S.

O merach bor’by s sypnym i vozvratnym tifom [Maßnahmen zur Bekämpfung des Fleck- und Rückfallfiebers]. Kiev 1916, 30 S.

Publikationen:Übersetzung:

[Dornblüth, О.: Kompendium der inneren Medizin für Studierende und Ärzte. Leipzig 1892, 388 S.] Dornbljut, Otto: Compendium častnoj patologii i terapii. Moskva 1893, 438 S.

 

SL

Erik-Amburger-Datenbank (EAD). Ausländer im vorrevolutionären Russland (http://88.217.241.77/amburger/): Dokument-Id [72710/71771 (18.5.2015)].

Geni (http://www.geni.com/people/, 18.5.2015).

Nemcy Rossii. Ėnciklopedija. Die Deutschen Russlands. Enzyklopädie. Bd. 2. Red. Vladislav Michajlovič Karev. Moskva 2004, 434.

Vikipedija (https://ru.wikipedia.org/wiki/Линдеман, Владимир Карлович, 18.5.2015).

Volkov, Vladimir Akimovič, Kulikova, Marina Vladimirovna: Rossijskaja professura XVIII – načalo XX v. Biologičeskie i mediko-biologičeskie nauki. Biografičeskij slovar’. Sankt-Peterburg 2003, 279-280.

WBIS RBA & BASU: Russisches Biographisches Archiv und Biographisches Archiv der Sowjetunion (http://db.saur.de/WBIS/basicSearch.jsf): R 284, 395.

Wikipedia (https://pl.wikipedia.org/wiki/W%C5%82odzimierz_Lindeman, 18.5.2015).

 

P

Portrait (Abb.) aus: SL Wikipedia.

Foto der versammelten Gäste zur Feier von O. Schmiedebergs 70. Geburtstag am 10. Oktober 1908 vor dem Straßburger Institut.

 


 

[1] 1880-1911 und 1917-1926 Professor und Lehrstuhlleiter für Allgemeine Pathologie an der Universität Moskau, 1912-1925 Gründer und Leiter des Instituts für Experimentelle Pathologie am 2. Städtischen Krankenhaus in Moskau.
[2] Mit Ergänzungen zu den Angaben in Wikipedia (SL).
[3] S. 64: „Diesen Abschnitt meiner Arbeit hiermit beendigend, ist es mir eine angenehme Pflicht, Herrn Prof. E. S a l k o w s k i für das interessante Thema, sowie auch für die freundliche Leitung meinen Dank auszusprechen.“
[4] S. 217: „Zum Schlusse meiner Arbeit spreche ich Herrn Geheimrath Prof. Dr. Jaffe für die liebenswürdige Aufnahme in sein Laboratorium, sowie Herrn Dr. Ellinger für die gütige Hilfe wahrend meiner Arbeit meinen besten Dank aus.“
[5] S. 425: „Hiermit meine Arbeit abschliessend, spreche ich meinen aufrichtigen Dank Herrn Professor Ziegler aus für das Empfehlen des interessanten Themas, sowie auch für die liebenswürdige Leitung meiner Untersuchungen.“
[6] S. 321: „Hiermit meine Arbeit abschliessend, benutze ich die Gelegenheit, Herrn Professor Dr. M a x B r a u n für die gütige Aufnahme in sein Laboratorium meinen besten Dank auszusprechen. […] Die sämmtlichen Zeichnungen sind von meiner Frau Barbara L in d e m a n n angefertigt worden.“
[7] S. 17: „Indem ich meine Arbeit abschliesse, sehe ich es als meine Pflicht an, Herrn Professor Dr. C. Voit für die freundliche Aufnahme in seinem Institut, sowie auch Herrn Privatdocenten Dr. M. Cremer für die Hilfe bei der Ausführung meiner Versuche meinen innigsten Dank auszusprechen.“
[8] S. 372: „ …habe ich Versuche angestellt, eine solche Säure nachzuweisen, wobei ich, der Vorschrift von Prof. S c h m i e d e b e r g […] folgend, […].“

 

Gedruckte Version in: Fischer, Marta: Mikroben, Seuchen und Vakzine. Biobibliographisches Lexikon der Bakteriologen, Hygieniker und Immunologen zwischen Deutschland und Russland im 19. Jahrhundert. Aachen: Shaker 2015 (Relationes 18), 332-337