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Paul Liborius

LIBORIUS, Paul

 

ЛИБОРИУС, Павел Федорович / LIBORIUS, Pavel Fedorovič

Namensvariationen: ХЛОПIН, G. W., Hryhorij Vitalijovyč, Григорій Віталійович

 

* 27.3.1843[→1], Dorpat

† 17.9.1898, Kronštadt, Grabstätte: St. Petersburg, Friedhof Smolenskoe, Reihe 76, Abt. 17[→2]

Marinearzt, Bakteriologe

 

V

Johann Karl Theodor (1809-1883), Kreisschulinspektor, Hofrat

M

Katharina/Catharine, geb. Momma (1814-1854), Lehrerin[→3]

E

Olga Adele, geb. Taube (* 1860)

 

A

Bis 1861

Besuch des Gymnasiums in Arensburg

 

1861-1866 u. 1867-1870

Studium an der Medizinischen Fakultät der Universität Dorpat, u.a. bei Georg Dragendorff (1836-1898)

 

 

1871

Dr. med. an der Universität Dorpat bei Dragendorff

B

1871

Assistenzarzt in den Friedrichsbaracken in Karlsruhe während des Deutsch-Französischen Krieges

 

1873-1879

Reise um die Welt auf dem Klipper „Vsadnik“, u.a. 1874 u. 1875 in Hongkong und Shanghai, im Dezember 1876 in San Francisco/CA[→4]

 

1878-1886

Senior-Schiffsarzt und Stabsarzt der 4. Flotten-Equipage in Kronštadt

zeitweise Forschungen am Pharmazeutischen Institut der Universität Dorpat

 

1885-1886

Forschungsaufenthalt in Deutschland:

- am Hygienischen Institut der Universität Göttingen bei K. Flügge

- am Hygienischen Institut mit Teilnahme am bakteriologischen Kurs bei R. Koch

 

1886-1898

Senior-Ordinator am Marine-Hospital in Kronštadt

 

1888-1898

Leiter des Bakteriologischen Kabinetts am Marine-Hospital in Kronštadt[→5]

 

 

Ehrungen und Auszeichnungen:

1876 „Hofrat“ und 1880 „Kollegienrat“

 

WL

Hauptforschungsthemen: Pathophysiologische und bakteriologische Untersuchungen, Beobachtungen tropischer Infektionskrankheiten

Forschungsergebnisse:

1886 Priorität der Isolierung anaerober Bakterien in Reinkultur

Eponyme:

Liborius-Methode, Liborius’sches Röhrchen/Reagenzglas, Liboriuskultur = Verfahren, Hilfsmittel und Ergebnis der Kultivierung von anaeroben Bakterien

Bacillus muscoides Liborius, Bacillus pseudo-septicus Liborius, Clostridium foetidum Liborius u.a.

 

W

Beiträge zur quantitativen Eiweissbestimmung. Diss. Dorpat 1871, 80 S. (Online-Ressource, 6.7.2015).

Untersuchungen über die Wurzel von Rhinacanthus communis. Arbeit aus dem pharmaceutischen Institut der Universität Dorpat. Von Dr. P. Liborius. Pharmaceutische Zeitschrift für Russland 20 (1881), 98-111.[→6]

Chemische Untersuchung des Rhinacanthus communis. In: Sitzungsberichte der Naturforscher-Gesellschaft bei der Universität Dorpat aus den Jahren 1878 bis 1880. Red. von G. Dragendorff. 5. Bd. Dorpat 1881, 277-286.

Zur Casuistik der Mediastinaltumoren. Von Dr. Paul Liborius, Kaiserl. russischem Marinearzt zu Kronstadt. Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medizin 93 (1883), 401-420.

Beiträge zur Kenntniss des Sauerstoffbedürfnisses der Bacterien. Aus dem Hygienischen Institut zu Göttingen. Zeitschrift für Hygiene 1 (1886), 115-177.

Einige Untersuchungen über die desinficirende Wirkung des Kalkes. Aus dem Hygienischen Institut zu Berlin. Ibid. 2 (1887), 15-51.

 

SL

Album fratrum rigensium. Album der Landsleute der Fraternitas Rigensis (1823-1898). Zusammengestellt von Arend v. Berkholz. Riga 1898, 124-125 (Nr. 536).

Erik-Amburger-Datenbank (EAD). Ausländer im vorrevolutionären Russland (Online-Ressource): Dokument-Id [72609/71670 (6.7.2015)].

WBIS BaBA: Baltisches Biographisches Archiv: I 204, 251.

 


[1] 

Die Angabe 1840 in Gross, Robert, Meyer-Eltz, Heinz: Album Fratrum Rigensium. Fraternitas Rigensis 1823-1979. Osterholz-Scharmbeck 1981, zit. n. WBIS BaBA (SL), ist ein Druckfehler.

[2]  

Robert Leinonen, Erika Voigt: Deutsche in St. Petersburg: ein Blick auf den Deutschen Evangelisch-Lutherischen Smolenski-Friedhof und in die europäische Kulturgeschichte. Bd. 2. Lüneburg 1998, 208.

[3]  

EAD (vgl. SL): Dokument-Id [34288/33624 (6.7.2015)].

[4]  

Hierzu vgl. Oficery klipera „Vsadnik“ na 03.12.1876 unter Online-Ressource (7.7.2015) und Russkie klipera (mit Gruppenfoto der Besatzung) unter Online-Ressource (7.7.2015).

[5]  

Kronštadtskij voenno-morskoj gospital’ (Online-Ressource, 6.7.2015).

[6]  

S. 98-99: „Während meines Aufenthalts in Hongkong und Shanghai in den Jahren 1874 und 1875 hatte ich Gelegenheit, einige Fälle einer in den Tropen besonders häufig vorkommenden, recht lästigen Hautkrankheit, die von den Engländern ringworm genannt wird und mit dem herpes tonsurans identisch ist, zu beobachten. Von dem dortigen Apotheker […] erfuhr ich, dass gegen diese Hautkrankheit die sogenannte ringworm-tinctur mit gutem Erfolg angewandt wird. Auf mein Befragen konnte er mir jedoch nichts Weiteres darüber mittheilen, als dass diese Tinktur aus den Wurzelfasern einer Pflanze bereitet wird, die in Siam heimisch ist, und deren Wurzeln aus Bangkok von Schiffern nach Hongkong gebracht würden. […] Späterhin theilte mir Dr. Gerlach, praktischer Arzt in Honkong, der sich viel mit Botanik beschäftigte, mit, dass die erwähnte Wurzel von Rhinacanthus communis stamme.“

S. 99-100: „Im Frühjahr 1875 schickte ich 1 Pfd. dieser Wurzelfasern nach Dorpat an Dr. C. Reyher mit der Bitte, die Tinktur bereiten zu lassen […]. Im Spätsommer des vorigen Jahres von meiner Reise zurückgekehrt, fand ich einen Theil der erwähnten Drogue […] bei Dr. C. Reyher in Petersburg vor und nahm sie mit nach Dorpat. Sie bildet den Gegenstand der Untersuchungen, die von mir im pharmaceutischen Institut der Dorpater Universität unter der gütigen Leitung des Herrn Professor Dragendorff angestellt wurden. Leider war die Quantität der Drogue eine zu geringe, um eine erschöpfende Analyse machen zu können; wir mussten uns daher auf das Notwendigste beschränken“.

 

 

Gedruckte Version in: Fischer, Marta: Mikroben, Seuchen und Vakzine. Biobibliographisches Lexikon der Bakteriologen, Hygieniker und Immunologen zwischen Deutschland und Russland im 19. Jahrhundert. Aachen: Shaker 2015 (Relationes 18), 329-331