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Vera Ol’ga Aleksandrovna Kovalevskaja-Čistovič

KOVALEVSKAJA-ČISTOVIČ, Vera Ol’ga Aleksandrovna

 

КОВАЛЕВСКАЯ-ЧИСТОВИЧ, Вера Ольга Александровна

Namensvariationen: ČISTOVIČ (KOVALEVSKAJA), ЧИСТОВИЧ (КОВАЛЕВСКАЯ), KOWALEWSKY, Olga

 

* 27.11.1869[→1], Kiev

† 5.7.1928, St. Petersburg, Grabstätte: Friedhof Novodevič’e, Flurstück 23

Bakteriologin, Pathologin

 

V

Aleksandr Onufrievič Kovalevskij (1840-1901), Embryologe und Histologe

M

Tat’jana Kirillovna Kovalevskaja, geb. Semenova (1845-1913)

G

Vladimir Aleksandrovič Kovalevskij (1871/2-1914), Chemiker

Lidija Aleksandrovna Kovalevskaja, verh. Ševjakova (1873-1942), Zoologin

E

Fedor Jakovlevič Čistovič (Heirat 1901)

N

Ol’ga Fedorovna Čistovič (1903-1969), Absolventin des Medizinischen Frauen-Instituts (1927) und Laborärztin an der Militärmedizinischen Akademie (MMA) in Leningrad

 

A

1886

Abschluss des Gymnasiums in Odessa

 

1887-1889

Hörerin der Frauen-Kurse in St. Petersburg (?)

 

1889

Erstimmatrikulation an der Universität Lausanne

 

1889-1896

Studium an der Universität Bern, teilweise in Genf

 

1896

Dr. med. am Bakteriologischen Institut der Universität Bern bei Ernst Tavel (1858-1912)

 

Nach 1896

Zulassungs-Examen zur medizinischen Praxis für Russland in Helsingfors (Helsinki)

B

1898 (Nov.-Dez.)

Forschungsaufenthalt am Pasteur-Institut in Paris bei Il’ja Il’jič Mečnikov

 

1899-1903

Assistentin am Lehrstuhl für Mikrobiologie (als erste Frau) des Medizinischen Frauen-Instituts in St. Petersburg (Lehrstuhlleiter D. K. Zabolotnyj)

 

1908-1921

Lebte mit der Familie in Kazan’

 

1921

Rückkehr nach St. Petersburg

 

zw. 1921-1928

Assistentin am Lehrstuhl für Pathologische Anatomie am Medizinischen Frauen-Institut und am Institut für Ärztliche Fortbildung in St. Petersburg

 

WL

Eine den ersten promovierten Ärztinnen in Russland

Verfasserin einer Dissertation über die Beziehungen der Chemotaxis und Leukozytose mit entzündungshemmender Wirkung von Substanzen

Verwalterin des Familienarchivs ihres Vaters A. O. Kovalevskij und dessen Bruder Vladimir Onufrievič Kovalevskij

Autorin einer Biographie über den Vater (vgl. W)

 

W

Relations de la chimiotaxie et de la leucocytose avec l’action antiphlogistique de diverses substances. Olga Kowalewsky. Diss. Univ. Bern. Paris 1896, 42 S.

Aleksandr Onufrievič Kovalevskij: Vospominanija dočeri [Erinnerungen der Tochter]. Priroda 1926, № 7-8, 5-20.

 

Q

Universitätsarchiv der Universität Bern, Matrikel, Studierende 1834-1914: Wintersemester 1889/90, Nr. 6183, 31. October (Kowalewsky Olga. Geboren: Nov. 1869, Fakultät: med., Heimath: Odessa, Zeugnisse: Immatriculationscarte von Lausanne, 1886 Gymnas.zgnss. Odessa, Pass 1889 Oct.).

Peterburgskij filial Archiva Rossijskoj akademii nauk (PFA RAN): f. 8, op. 1, d. 135.

Kafedra ėmbriologii Leningradskogo/S.-Peterburgskogo universiteta: Korrespondenz von 1907 (2 Briefe). Die Edition der zwei Briefe ist erschienen in Mikrobiolohičnyj žurnal 18 (1956) 2, 63-66: Lyst I. I. Mečnykova Viri Olaksandrivni Čystovyč i prypyska Ol’hy Mykolajivny Mečnykovoji do c’oho lysta [Brief von I. I. Mečnikov an Vera Aleksandrovna Čistovič und ein Postskriptum von Ol’ga Nikolaevna Mečnikova zu diesem Brief], mit (Teil)Abbildungen der Originale und mit einer Ergänzung von B. P. Tokin: Pojasnennja do lysta [Erläuterungen zum Brief]. Aus Mečnikovs Brief vgl. folgende Auszüge (Übersetzung der Autorin):

 

Sèvres, 14./27. Januar 07

„Teure Veročka,

ich antworte Ihnen auf den „Geschäftsbrief“ zum Laktobazillus. Sie wissen sehr gut, dass es dafür kein „Patent“ gibt und geben wird. Ich muss Sie zweifach rügen, sowohl in gewisser Weise als Ihr Lehrer der Bakteriologie als auch als alter Freund dafür, dass sie ein „Geheimnis“ vermuten. Was für ein Geheimnis soll es sein, insbesondere für einen Bakteriologen, wenn diese [Laktobazillen] eine reine Kultur in der Milch bilden? Offensichtlich wachsen die Ihnen von mir zugesandten Bakterien in der Milch, und Sie können sie nach Bedarf für eine unbegrenzte Zeit isolieren und züchten. Zu dem Allen ist von mir in der Broschüre über Sauermilch[→2] beschrieben und in dem in „Novoe vremja“ veröffentlichten Brief erwähnt, als Widerlegung der Werbung von Zvorykin[→3]. Sie schreiben, dass Sie im Sauermilch-Präparat „einige Diplokokken“ gefunden haben. Dies beweist, dass die Milch richtig zubereitet wurde.

[…]

Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass ich die Anleitung nur dem hiesigen Ferment[→4] gebe, und dass ich täglich dessen Milch trinke und dessen Produktion kontrolliere. Ich kann es deshalb nicht wie Zvorykin machen, weil ich keinen Bezug zu seiner Arbeit habe. Jedoch hier, im Ferment, das monatlich seine Milchproben bekommt; und, auch wenn diese nach der Kontrolle gut sind, gilt das selbstredend nicht als Garantie dafür, dass dessen Milch immer Reinkulturen von Milchsäurebakterien enthält. Ich kann mich bei Ihnen jedoch nur dafür voll verbürgen, dass mein Gewissen in dieser Angelegenheit immer sauber ist und dass diese [Laktobazillen] keine fremden Zusätze enthalten.

Sollten Sie weitere ergänzende Informationen benötigen, so versteht es sich von selbst, dass ich sie Ihnen gebe, wann immer Sie wollen.

Küssen Sie von mir Ihre Lelja[→5], lassen Sie Fedor Jakovlevič [E] grüßen und vergessen Sie nicht Ihren [Sie] herzlich [grüßenden]

Il. Mečnikov.

Gruß von mir an Tat’ana Kirillovna [M].“

 

SL

Fokin, Sergej I.: Akademik Kovalevskij i ego potomki. Vestnik Rossijskoj akademii nauk 72 (2002) Nr. 5, 415-421.

Kolotilova, N. N.: Mikrobiologičeskie kursy v Institute Pastera: prepodavateli i slušateli iz Rossii. In: V. Ju. Afiani (Hg.): Rossijskie biologi v Institute Pastera. Naučnyj katalog vystavki. Moskva 2010, 45, 52.

Naučnoe Nasledie Rossii (Online-Ressource, 20.4.2015).

 

P

Portrait in: Pis’ma A. O. Kovalevskogo I. I. Mečnikovu (1866-1900). Hrsg. von Ju. I. Poljanskij. Moskva, Leningrad 1955, zw. S. 160-161.

Foto von 1889 in Odessa (mit ihrer Schwester Lidija) in: SL Fokin 2002.


[1]

Nicht „1870“ (SL Naučnoe Nasledie Rossii).

[2]  

Quelques remarques sur le lait aigre. Paris 1905, 30 S.

[3] 

Nikolaj Nikolaevič Zvorykin (1853-1939), Jurist und Agrarökonom, Gründer des Unternehmens Laktobacillin für die Herstellung und Pasteurisierung von Milchprodukten in der Nähe von St. Petersburg.

[4]  

Gemeint ist das Pariser Unternehmen Société Le Ferment, gegründet zur Herstellung und Vermarktung von Sauermilchprodukten nach Mečnikovs Theorien.

[5]  

Kosename von Tochter Ol’ga [N].

 

 

Gedruckte Version in: Fischer, Marta: Mikroben, Seuchen und Vakzine. Biobibliographisches Lexikon der Bakteriologen, Hygieniker und Immunologen zwischen Deutschland und Russland im 19. Jahrhundert. Aachen: Shaker 2015 (Relationes 18), 300-304