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STADION, Benjamin Jann Heinrich

STADION, Veniamin-Genrich Michajlovič / СТАДИОН, Вениамин-Генрих Михайлович
Alternativer Name:
   LEVI

* 15.9.1831, Rossieny bei Kovno (heute Kaunas, Litauen)
† nach 1889
Arzt, Pharmakologe

V Michael Levi
M Ida Levi, geb. Werblunski
E Elisabeth (Elisaveta Vikent’evna), geb. Rosenfeld, vormals verh. von Mengden
   
A
Vor 1850 Besuch des Gymnasiums in Kovno
1850-1855 Studium der „Ökonomie“ und der Medizin an der Universität Dorpat
1856 Dr. med. an der Universität Dorpat bei R. Buchheim
1861 Venia legendi an der Universität Kiev
B
1861-1862 außerplanmäßiger Dozent für Allgemeine Therapie und Pharmakologie an der Universität Kiev
1862-1864 Weiterbildung an Kliniken und Universitäten in Deutschland, Österreich und Frankreich (Paris):
- in Berlin bei Rudolf Virchow und dessen Assistenten F. D. von Recklinghausen, bei Ludwig Traube und dessen Assistenten Hermann Munk (1839-1912) sowie bei Friedrich Theodor von Frerichs (1819-1885)
- in Dresden am Städtischen Krankenhaus u.a. bei Hermann Walther (1815-1871)[→1]
- in Würzburg bei August Förster (1822-1865), Heinrich Müller (1820-1864), Heinrich von Bamberger (1822-1888) und Friedrich Wilhelm Scanzoni (1821-1891)
- in Tübingen bei Felix von Niemeyer (1820-1871) und Felix Hoppe-Seyler (1825-1895)
- in Erlangen bei Hugo von Ziemssen (1829-1902), Friedrich Albert von Zenker (1825-1898) und Carl Thiersch (1822-1895)
- in Wien bei Johann von Oppolzer (1808-1871), Josef von Škoda (1805-1881), Ferdinand von Hebra (1816-1880) und Adalbert Duchek (1824-1882)
- in München bei C. von Voit
1864-1868 Oberarzt im Stadthospital in Jekaterinoslav
ab 1868 Oberarzt im Innenministerium
Ehrungen und Auszeichnungen:
1853 Silberne Preis-Medaille der Universität Dorpat
1854 Goldene Preis-Medaille der Universität Dorpat
„Kollegienrat“
WL Hauptinteressensgebiete: Pathologische Anatomie, Physiologische Chemie, Pharmakologie
Forschungsthemen: Blut- und Harnanalysen, Analyse von Transsudaten, Untersuchungen der Wirkung verschiedener Substanzen auf den Organismus, z.B. des Sublimats, Digitalins und Thalliums
1865 Nachweis der toxikologischen Wirkung des Thalliums[→2]
   
M Obščestvo Kievskich vračej [Gesellschaft der Ärzte in Kiev] (ord. 1861, korresp. 1865)[→3]
W • Symbolae quaedam ad processus endosmotici cognitionem. Diss. Dorpat 1856, 70 S. (Volltext unter Online Ressource, 27.6.2013).
• Zur toxisch-pharmacodynamischen Wirkung des Sublimats. Medicinische Zeitung Russlands 16 (1859), 1-4, 17-20, 25-27, 33-35, 41-43.
• O dejstvii digitalina na neizmennnyj čelovečeskij organizm, preimuščestvenno že o vlijanii ego na količestvo i sostav moči [Über die Wirkung des Digitalins auf den gesunden menschlichen Organismus, insbesondere sein Einfluss auf die Menge und auf die Zusammensetzung des Urins]. Diss. pro venia legendi. Sankt-Peterburg 1861.
• Ob otnošenii nekotorych agentov k nervnoj i myšečnoj sistemam. Vstupitel’naja lekcija [Über das Verhältnis einiger Reagenzien zum Nerven- und Muskelsystem. Antrittsvorlesung]. Kiev 1861.
• Tallij pri soprikosnovenii s životnym organizmom. Toksiko-farmakodinamičeskoe izsledovanie [Thallium beim Kontakt mit dem tierischen Organismus. Toxisch-pharmakodynamische Untersuchung]. Archiv sudebnoj mediciny i obščestvennoj gigieny 1 (1865) 1 (II), 35-55.
SL • Erik-Amburger-Datenbank. Ausländer im vorrevolutionären Russland (Online Ressource, 25.9.2013): Dokument-Id [63655/62735 (27.6.2013)].
• Pfrepper, Regine, Pfrepper, Gerd: Wissensspuren. Reisen russischer Mediziner nach Westeuropa im 19. Jahrhundert. Aachen 2012 (Relationes 11), 113-151.
• Pfrepper, Regine: Wirksubstanzen. Deutsch-russische Beziehungen in der Pharmakologie des 19. Jahrhunderts. Aachen 2012, 54-55.
• WBIS BaBA: Baltisches Biographisches Archiv (Online Ressource, 16.1.2013): I 203, 368.
• WBIS RBA: Russisches Biographisches Archiv (Online Ressource, 16.1.2013): R 440, 45.

1 Leiter der Inneren Abteilung und Leibarzt des Königs Johann von Sachsen (1801-1873).
2 Während seiner Weiterbildungsreise im Juli 1864 in Tübingen bei Hoppe-Seyler legte dieser ihm nahe, das 1861 in England von Sir William Crooke (1832-1919) entdeckte Thallium auf dessen Wirkung und therapeutische Anwendung zu untersuchen: „…vorzugsweise soll ich meine Aufmerksamkeit auf die Untersuchung der Wirkung von Thallium richten, von dem er auch eine therapeutische Anwendung erwartet.“ (Zit. SL Pfrepper/Pfrepper 2012, 144). Die Arbeit setzte Stadion nach der Rückkehr in Russland fort und legte die Untersuchungsergebnisse 1865 in einer auf Russisch erschienenen Publikation vor (s. W): „Bevor ich mit den Ausführungen meiner Arbeit beginne, möchte ich hier Professor Hoppe ausdrücklich für seine Anleitung und nützliche Ratschläge bei der Erforschung dieses unbekannten und unlängst entdeckten Elements danken.“ (Übers. aus S. 36). Die Versuche führte er an Hunden durch, indem er das Gift innerlich, subkutan oder in Form von Salben verabreichte. Außer der toxischen Reaktion untersuchte er darüber hinaus das Verhalten der Tiere, ihre körperliche Verfassung, die Gewichtsveränderung, die Körpertemperatur, den Zustand des Verdauungssystems. Über die Ergebnisse zur Therapie mit Thallium äußerte er sich folgendermaßen: „Was die therapeutische Anwendung des Thalliums betrifft, so kann man nicht bezweifeln, dass ihm bald eine sehr wichtige Rolle am Krankenbett des Patienten bevorsteht. Ich betrachte die Anzahl meiner Versuche aber für ungenügend, um daraus jemals getreue Angaben zur therapeutischen Anwendung von Thalliumpräparaten abzuleiten. Ich enthalte mich daher jeder Hypothese.“ (Übers. aus S. 54).
3 25-letije Obščestva Kievskich vračej (s 1840-go po 1865 god). Kiev 1865, Spisok členov.

Gedruckte Version in: Fischer, Marta: Akteure und Agentien. Bibliographisches Lexikon der Pharmakologen zwischen Deutschland und Russland im 19. Jahrhundert. Aachen: Shaker 2014 (Relationes 14), 207-210.