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MANDT, Martin Wilhelm (von)

MAНДТ, Maртын Maртынoвич / MANDT, Martyn Martynovič
 
Lithographie [ohne weitere Angaben] aus Q, Neuauflage 1923, Frontispiz. Abgedruckt in: Fischer 2010, 153.
* 6.8.1799, Bayenburg an der Wipper, Kr. Lennep (Eintrag im Kirchenbuch, siehe SL Erichsen, 11)
† 20.11.1858, Frankfurt an der Oder (Grabstätte abgedruckt in: SL Fischer 2010, 156)
Arzt, Zoologe, Professor für Chirurgie, Kaiserlicher Leibmedikus
 
V Martin [nicht Wilhelm], Wundarzt
M Francesca (Franziska), geb. Conet (oder Quet)
E Johanna Charlotte Lodowika (Ludovika), geb. Ackermann († 1888)
N Keine eigenen Kinder.
Urgroßnichte: Anny Wienbruch(-Stingl) (1899-1976), deutsche Schriftstellerin und Kinderbuchautorin
   
A Erster Unterricht vom Vater, 1813-1816 Besuch des Gymnasiums in Düren, danach Unterweisung in Osteologie, Anatomie und Wundverbandstechnik durch den Vater, ab 1819 Studium in Berlin bei Karl Asmund RUDOLPHI (1771-1832), Martin Hinrich Carl LICHTENSTEIN (1780-1857) und Johann Nepomuk RUST (1775-1840), 1822 Inauguraldissertation, 1823-1824 medizinische Staatsprüfung und Physikatsexamen.
B 1816-1817 als Lazarettchirurg in Aachen eingesetzt, danach in preußischen Militärlazaretten in Frankreich: 1817-1818 in Thionville und 1818-1819 als Kompagniechirurg in Longwy, 1819 Versetzung zum Garderegiment und 1820 zur Gardeartilleriebrigade nach Berlin, von März bis September 1821 Schiffsarzt auf dem Walfischfänger "Blücher" in Grönland und Spitzbergen, 1821-1824 Assistent am Anatomischen Museum in Berlin, 1824-1829 Kreisarzt in Küstrin, 1830-1835 Professor für Chirurgie und Augenheilkunde, zeitweise Dekan der Medizinischen Fakultät und 1833 Mitbegründer der Medizinisch-chirurgischen Klinik an der Universität Greifswald, zugleich ab 1831 Direktor der von ihm begründeten Chirurgenschule in Greifswald, 1832 sechsmonatige wissenschaftliche Reise durch Italien, Frankreich und England, 1835-1840 Leibarzt der Großfürstin ELENA PAVLOVNA, geb. FRIEDERIKE CHARLOTTE MARIE Prinzessin VON WÜRTTEMBERG (1806-1873), sowie 1840-1855 des Zaren NIKOLAJ I. (1796-1855) und seiner Gemahlin ALEKSANDRA FЁDOROVNA, geb. CHARLOTTE VON PREUSSEN (1798-1860), zugleich Arzt in eigener Privatpraxis, ab 1838 Konsultant im "Hebammeninnstitut der Großfürstin Elena Pavlovna", ab 1840 Arzt und Dozent in der von ihm gegründeten Mediko-chirurgischen Privat-Klinik für ältere Studierende und junge Ärzte sowie in dem 1852 errichteten Militär-Musterhospital, 1841 Professor für Therapie an der Mediko-chirurgischen Akademie (MCA), hielt im Herbst 1845 während der Begleitung des Zarenpaares in Italien klinische Vorträge am Hospital in Palermo, 1855 Übersiedlung von St. Petersburg nach Frankfurt an der Oder, wo er 1858 starb.
Inhaber der Ehrentitel "Preußischer Geheimer Obermedizinalrat", 1840 "Wirklicher Russischer Staatsrat", 1850 "Russischer Geheimrat", ab 1840 des Adelstitels sowie des St.-Annen-Ordens 1. Klasse.
Posthume Ehrungen: 1883 Gründung der Mandt-Ackermannschen Stipendienstiftung mit Vergabe durch die Universitäten Berlin und Bonn.
WL Erfinder der umstrittenen und von ihm insbesondere während der Choleraepidemie 1848/1849 in Russland angewandten Behandlungsmethode des sog. "atomistischen Systems", d. h. der Anerkennung spezifischer Heilmittel und deren Einteilung in Herd-, Organ- und Hilfsmittel.
Nach ihm wurden drei Tierspezies benannt: Uria mandti (Lumme), Lopholitodes mandti und Dermaturus mandti (Steinkrabben).
   
M Mediko-chirurgičeskaja akademija [Mediko-chirurgische Akademie] St. Petersburg (Ehrenmitglied 1840), Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina (ab 1855).
W • Observationes in historiam naturalem et anatomiam comparatam in itinere Groenlandico factae. Dissertation. Berlin 1822, 40 S. Online Ressource (4.4.2012).
• Praktische Darstellung der wichtigsten ansteckenden Epidemieen und Epizootieen in ihrer Bedeutung für die medicinische Polizei. Berlin 1828 [nicht 1821], 616 S.
• Färbung der Darmschleimhaut in Cholera- und Typhusleichen. Dargestellt in 15 colorierten Tafeln nebst erläuterndem Texte. St. Petersburg, Leipzig, 1849, 13 S.
• Rückenmark und Darmschleimhaut und ihr Verhältniß zur Cholera. St. Petersburg, Leipzig 1849, 220 S.; russ.: O cholere i otnošenijach k nej stanovoj žily i slizistoj oboločki kišok. Sankt-Peterburg 1849, 220 S.; daraus Auszüge u. d .T.: Lečenie cholery. Sankt-Peterburg 1849, 40 S.; Sposob lečenija cholery. Ebenda 1849, 11 S.
• Autor zahlreicher Abhandlungen in der Zeitschrift Rust's Magazin für die gesamte Heilkunde, darunter: Bericht über eine verschluckte Schlange: 53 (1838), 491-510.
Q • Ein deutscher Arzt am Hofe Kaiser Nikolaus' I. von Rußland. Lebenserinnerungen von Professor Martin Mandt. Mit der Vorrede von Veronika Lühe und einer Einführung von Professor Theodor Schiemann. München, Leipzig 1917, 544 S., Neuaufl.: München, Leipzig 1923, 402 S.; schwed.: Vid Nikolaus I:s hov. En tysk läkares levnadsminnen. Stockholm 1920, 2 Bde., 202 u . 246 S.
SL • Gurlt, Ernst,: Mandt, Martin Wilhelm von. Allgemeine Deutsche Biographie 20 (1884), 180-182. Online Ressource (2.8.2012)
• Dittrich, Mauritz: Der Greifswalder Mediziner Martin Wilhelm (von) Mandt als Leibarzt des Zaren Nikolaus I. Ein Kapitel deutsch-russischer Wissenschaftsbeziehungen. Wissenschaftliche Zeitschrift der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Gesellschaftswissenschaftliche Reihe 34 (1984) 3/4, 83-84.
• EAD: Dokument-Id [61139/60805 (6.8.2010)].
• Erichsen, Franz Christian: Martin Wilhelm Mandt 1799-1858. Reprint. Nendeln, Liechtenstein 1977 [Berlin 1936] (Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften 10), 183 S.
• Ivanovskij 1898, 412-414.
• Jena, Detlef: Martin Wilhelm Mandt (1799-1858). Der Arzt aus dem Wuppertal am Hofe des russischen Kaisers Nikolaus I. Romerike Berge 58 (2008) 4, 1-10.
• Kühne, Walter: Nikolaus I. von Russland und sein deutscher Leibarzt Martin Mandt. Die Drei 4 (1924/25), 512-520 und 582-590.
• Tischner, Rudolf: Das Werden der Homöopathie. Stuttgart 2001, 184-185, 208.
• Walz: Zur Kenntniss des Mandt'schen Systems. Allgemeine medicinische Central-Zeitung 24 (1855), 381-383, 388-390, 397-398.
• WBIS DBA: I 800, 103; II 850, 191-202; RBA: R 302, 234-235; RS 38, 1-9.
P Lithographie [ohne weitere Angaben] aus Q, Neuauflage 1923, Frontispiz. Abgedruckt in: Fischer 2010, 153.
 
Gedruckte Version in: Fischer, Marta: Russische Karrieren. Leibärzte im 19. Jahrhundert. Aachen: Shaker 2010 (Relationes 4), 153-156.